Das Parlament hat Anfang Juli die Einführung einer Förderung für Podcasts beschlossen. Das ist erstmal begrüßenswert.
Podcasts und Audio On-Demand Angebote sind ein vergleichsweises noch junges Medium, dass sich noch stark entwickeln kann. Jährlich werden ab heuer 500.000 Euro an Fördermitteln bereitgestellt. Fördervoraussetzungen sind Reichweite und eine bestimmte Frequenz bei der Erscheinungweise.
Bei dieser Förderung wird exklusiv Quantität bereits veröffentlichter Podcasts und in keinster Weise Qualität und Anspruch einer Podcast-Produktion berücksichtigt – obwohl es dafür erprobte Modelle gibt. Die aktuelle Förderung zielt nahezu ausschließlich auf Podcast-Produktionen bestehender Verlagshäuser ab. Private Medienunternehmen die bereits durch Medienförderungen und Inserate ohne jegliche Innovations- und Eigeninvestitionsvorgaben im internationalen Vergleich ohnehin ungewöhnlich viele öffentliche Förderungen erhalten. Es stellt sich daher die Frage nach der Motivation für eine Podcast-Förderung dieser Ausformung.
Eine verpasste Chance
Ziel einer Podcast-Förderung könnte alternativ die Qualität von Produktionen, die Entwicklung des Podcastproduktions- und Kreativstandorts sein. Ziel könnte sein, Österreich als einen Produktionsstandort zu etablieren, an dem durch Talent, Innovation und Kooperation Podcasts zu einem kulturell wichtigen und breit genutzten Medium für lokale Erzählungen, Persönlichkeiten und Inhalte werden. Es könnte darum gehen, eine gut entwickelte Podcastsproduktionslandschaft und Talent zu entwickeln, das auch international reüssieren kann, etwa bei deutschsprachigen Radiound Podcast-Preisen.
Zur Inspiration lohnt sich ein Blick auf das seit Jahren etablierte Fördermodell des Film-/Fernseh-Abkommens. Damit wird die Zusammenarbeit zwischen Filmwirtschaft und Fernsehen geregelt. Der ORF stellt Mittel zur Mitfinanzierung der Herstellungskosten zur Verfügung und strahlt diese Produktionen in der Regel auch aus.
Ein abgewandeltes Podcast- und Medienabkommen könnte lauten: die Podcastförderung stößt die Zusammenarbeit zwischen Verlagshäusern, etwa den Mitgliedern des VÖZ, den privaten und öffentlich-rechtlichen Radios mit lokalen Podcastproduktionsfirmen, freien Journalist:innen und Kreativen an. Es wären qualitative Kriterien in Verbindung mit einem vielversprechenden Vertriebskonzept, die eine geplante Podcast-Koproduktion erfüllen müsste, um dann eine öffentliche Finanzierung im Sinne der Förderung zu erhalten. Abwickeln könnte die RTR auf Basis einer unabhängigen Förderjury. So können anspruchsvolle und daher förderungswürdige Podcastproduktionen – ähnlich zum Fernsehen als Talkshow, als Dokumentation aber auch als fiktives Hörspiel – umgesetzt werden. Es wäre für den Standort und den Wettbewerb der besten Produktionen sowie die Entwicklung des Mediums Podcast in Österreich weitaus treffsicherer. Aber darum scheint es vorerst nicht zu gehen.
Hinweis: Dieser Text erschien am 30.07. 2024 auch im Horizont.